Confluence, Sharepoint und Jive gehören zu den renommierten Lösungen der Enterprise 2.0 Software- bzw. Social Busisness Software-Welt. Die 3 Software-Produkte dienen dem Wissensmanagement mit zusammenarbeitsfördernden Tools sowohl innerhalb des Unternehmens als auch in den Außenbeziehungen zu Partnern und Kunden. Alle 3 Plattformen sind etablierte Systemplattformen mit vielen Installationen und Anhängern. Die Entscheidung für oder gegen diese Lösungen wird bestimmt durch die eigene Anwendung, die Funktionen und Kosten der Lösungen sowie die strategische Position des Anbieters. Gartner hat in seiner immer noch gültigen Einschätzung von Ende 2010 Jive und Microsoft als die visionären Platzhirschen eingestuft und Atlassian, dem Anbieter von Confluence, als nischenorientiertem Herausforderer. Einen ausgezeichneten und detaillierten funktionalen Vergleich gibt die Computerwoche.
In folgenden soll der Fokus auf Anwendungen liegen.
Confluence
Confluence ist eindeutig Wiki-fokussiert. Alles was mit Wikis zu tun hat wird von Confluence beherrscht. Die Wiki-Philosophie der kollektiven Leistung, wie bei Wikipedia perfekt umgesetzt, prägt das Konzept von Confluence. Es können nahezu beliebig viele Sub-Wikis als eigene Bereiche mit spezifischem Design, Gestaltung und Management aufgesetzt werden. Confluence adressiert insbesondere eine technische Umwelt. Ein passendes Beispiel sind die IBM-Wikis (developerWorks) der IBM-Entwicklungs-Community. Die Editiermöglichkeiten bzw. Informationsaufbereitungsmöglichkeiten gehen weiter als bei Jive. Gemeinsam erstellte lebende, technische und vertriebliche Dokumentation jeder Art, beliebig ergänzt und kommentiert ist der Fokus. Zweite wesentliche Anwendung ist die Nutzung von Confluence in Projekten zur Begleitung und Steuerung, wo auch die Blog-Funktionen zum Tragen kommen können. Demgemäß wird Confluence meist unternehmensintern bzw. in einer geschlossenen Welt eingesetzt.
Stärke von Confluence ist der offene etablierte Atlassian-Marketplace mit vielen auch kostenfreien Systemerweiterungen. Die Atlassian-Community und Dokumentation ist sehr leistungsstark. Das System selbst ist Java-basiert und relativ einfach zu installieren und administrieren. Nicht zuletzt bietet Confluence den Vorteil mit einem geringen zeitlichen Aufwand und überschaubaren Kosten sofort starten zu können, auch auf dem sicheren eigenen Server.
Sharepoint
In einem Unternehmen mit Microsoft-Umfeld hat Sharepoint natürlich ein Heimspiel. Die Integration mit Produkten wie MS Office oder weiteren MS Lösungen kann kein anderes Unternehmen vergleichbar bieten. Es ist viel wert, wenn man ohne Nachdenken über Ablageort, Zugriff oder Dokumentenpflege arbeiten kann. Der Zugriff auf die Dokumente erfolgt unabhängig von der Anwendung. Auch sind die Benutzeroberflächen der Microsoft-Welt ähnlicher und die Funktionen bis ins Detail ausgereift, so dass die Dokumente effizient und variantenreich gestaltet werden können. Sharepoint hat seine absoluten Stärken als Content Management System für das Unternehmens-Intra- und Internet. Es bietet alle Tools für ein strukturiertes und systematisches Erstellen von Dokumenten, die für die verschiedenen Verwendungen perfekt bereitgestellt werden. Dazu gehört auch das gute Workflow-Management zur Steuerung von Prozessen und Freigabeprozeduren. Die Ablage ist mit allen Vor- und Nachteilen klassisch meist ordnerstrukturiert.
Die Kollaborationsformen werden mit Sharepoint 2010 akzeptabler zur Verfügung gestellt, stehen aber nicht im Vordergrund. Das entscheidende Modul hierfür heißt Communities, in dem die Funktionen Wiki, Blogs, Tags oder Bookmarks enthalten sind. Aus meiner Sicht ist bezüglich der Web2.0-Funktionen Confluence deutlich anwenderfreundlicher, so dass Sharepoint weniger eine Lösung der gemeinsamen Erarbeitung, sondern mehr der professionellen Erstellung von Dokumenten und gemeinsamen Ablage und Verwendung ist.
Sharepoint basiert im Gegensatz zu Confluence und Jive auf der Microsoft .net-Welt. Relevant ist dies hinsichtlich des vorhandenen Know-hows im Unternehmen. Sharepoint-Projekte sind finanziell und zeitlich aufwendig.
Jive
Viele sagen, dass Jive den anderen Angeboten meilenweit voraus ist. Jive ist auf Social Networking ausgerichtet und bildet die Welt von Facebook, Twitter, Google+ oder Xing im Unternehmen ab. Ziel ist die Unterstützung von Communities innerhalb des Unternehmens sowie extern mit Kunden, Partnern und Lieferanten. Insoweit ist das Basis-Konzept von Jive nicht Dokumenten- sondern Kommunikations-orientiert. Zwei gute offen zugängliche Beispiele hierfür sind Adidas miCoach und Intel. Das Adidas-Beispiel zeigt die themenbezogene Gruppenbildung, den Informationsaustausch in Foren, die Informationsweitergabe über Blog oder auch das persönliche und übergreifende Dokumentenmanagement, so dass man mit seinen persönlichen Sportambitionen direkt einsteigen kann. Jives absolute Stärke ist die Einsatzfähigkeit extern und intern. Es eignet sich somit optimal als Kunden- und Partnerplattform.
Die interne Einsatzmöglichkeit wird durch die gute Office-Integration gestützt. Jive fehlt zwar die strukturierte Ablageform, löst dieses aber mittels Gruppen, Suchfunktion und Activity Streams. Mit Jive kann der ineffiziente Email-Verkehr in Teams tatsächlich deutlich reduziert werden.
Nicht unterschätzt werden darf der organisatorische Aufwand zum Aufbau und Betrieb der Communities. Ohne entsprechendes dauerhaftes Engagement von Management und vielen Evangelisten für die Zusammenarbeit wird die kritische Masse an Beteiligung wohl nicht erreicht werden. Gelingt dieses, steht mit Jive ein exzellentes Tool zur Verfügung. Jive ist relativ aufwendig in Management und Investition.
Jede der Lösungen hat bevorzugte Anwendungen, so dass eine direkte Konkurrenz nur selten entsteht.
Ein interessanter Artikel. Wie beschrieben haben alle diese Systeme ihre Stärken, ihren Fokus.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Oft ist die Skalierbarkeit und Flexibilität des Systems ein nicht zu unterschätzendes Auswahlkriterium, auch wenn dies dem Anwender nicht immer bei der Einführung bewusst ist, sondern entsprechende Bedürfnisse später dazukommen. Individuelle Anpassungen und Erweiterungen sollten in höhem Maß möglich sein.
Nicht nur aus diesem Grund würde ich bei allen genannten Anwendungsbereichen Drupal 7 empfehlen, denn hier lassen sich mit relativ wenig Aufwand und ohne Lizenzkosten (Open Source Content Management Framework) in der Regel alle gewünschten Features umsetzen. Für den Bereich Social Business gibt es sogar eine sehr gute Drupal Distribution namens „Drupal Commons“.
Vielen Dank für den interessanten Kommentar.
Die beschriebenen Produkte sind die absoluten Platzhirschen. Es fehlt nur die Social Business-Plattform von IBM. Skalierbarkeit ist für alle 3 Lösungen mehr als ausreichend vorhanden. Die notwendige Flexibilität ist ebenso vorhanden. Allerdings sollten die eigenen Vorstellungen geklärt werden, so dass Bedarf, Kosten und Robustheit unter Kontrolle sind.
Drupal ist ein exzellentes Content Management System, welches allerdings für die beschriebenen Anwendungen kräftig erweitert werden muss. Insoweit sind Drupal Atrium oder Drupal Commons geeignete Erweiterungsdistributionen. Die Arbeit mit Drupal in diesem Umfeld erfordert ein umfassendes Know-how intern oder extern, da es sich mehr um eine Lösungswelt mit laufenden Änderungen als ein dediziertes Produkt handelt. Steht dieses Know-how auch längerfristig zur Verfügung, z.B. weil Drupal bereits im Einsatz ist, so ist Drupal ein überlegendswerter Open Source-Ansatz.