Was Unternehmen vom Erfolgsmodell „Wikipedia“ lernen können
Je mehr man sich mit Wikipedia beschäftigt, desto mehr staunt man. Allein die deutsche Wikipedia -Version enthält ca. 1.300.000 Artikel und hat ca. 1.000.000 registrierte Nutzer (aktuelle Statistik). In nur 6 Jahren hat die dahinterstehende Wikimedia Foundation, eine gemeinnützige Vereinigung, diese Erfolge aus dem Boden gestampft. Die Autoren arbeiten vollkommen unentgeltlich.
Analysen zeigen, dass 95 % aller Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren mit Wikipedia lernen. Viele dieser Schüler haben noch nie von Brockhaus gehört.
Die Qualität von Wikipedia ist beeindruckend. Vergleiche mit Standardwerken zeigen, dass die Fehlerquote bei Veröffentlichung vergleichbar ist, aber die Bereinigung in kürzester Zeit erfolgt, was bei Standardwerken Jahre dauern kann.
Was macht Wikipedia so erfolgreich und was kann ein Unternehmen davon lernen?
Da ist die zuerst die Vision: „Stell Dir eine Welt vor, in der das gesamte Wissen der Menschheit jedem frei zugänglich ist. Das ist unser Ziel.“ Diese Vision schafft Motivation mitzumachen und dieses unentgeltlich.
Der nächste wichtige Aspekt ist die Offenheit des Systems. Jeder kann mitmachen und seine individuellen Stärken und Themen, die er mit Leidenschaft verfolgt, einbringen.
Gestützt wird dieses System durch geeignete Wiki-Tools, Kollaborations-Software, die unmittelbare Transparenz schafft und zu Anregungen, Ergänzungen, Überarbeitung der eingestellten Artikel motiviert. Die Autoren kämpfen natürlich für die Inhalte “ihres” Artikels. In Summe kann das einen neueingestellten Artikel im Stundenbereich vervollständigen oder, sofern erforderlich, verbessert werden. Entscheidungskriterium für die Änderung ist immer die sachliche Richtigkeit. Es ist hochinteressant, so einen Prozess aktiv zu beobachten und sich, besser noch, zu beteiligen.
Auch ein sich weitestgehend selbstregulierendes System wie Wikipedia braucht eine ordnende Hand. Dieses sind die Administratoren, die mit umfangreichen Editierrechten Wikipedia-Struktur pflegen und hegen. Allein in Deutschland gibt es ca. 360 Administratoren.
Dieses Vorgehen lässt sich auch auf Wirtschaftsunternehmen übertragen. Die klare Vision und Zielsetzung oder die Auswahl der Enterprise 2.0 Tools ist für viele Wirtschaftsunternehmen ohne weiteres umsetzbar. Eine Herausforderung ist jedoch oft die Entwicklung der hierarchie- und funktionsübergreifenden Unternehmenskultur durch Bereitstellung aller Informationen und konstruktiven, motivierenden Begleitung der laufenden Prozesse, ohne auf ein professionelles Management der Gesamtrichtung zu verzichten.
Auch die Erfolgsgeschichte von Wikipedia wäre ohne professionelles Management nicht möglich gewesen.